Liebe Mitglieder und Freunde und Förderer!
Mit einigem Stolz können wir im zehnten Jahr unseres Bestehens (am 25. Januar dieses neuen Jahres hätten wir eigentlich unser 10jähriges Bestehen feiern wollen!) auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück blicken:
Im Dezember 2020 fand nach einer zweiten EU-weiten Ausschreibung die Vertragsunterzeichnung mit der KSD-Werft in Köln-Mülheim für den zweiten Restaurierungsabschnitt statt. Mit einem Volumen von knapp 730.000,- EUR brutto sollte das Schiff nun auch von den Seiten und von oben wieder dicht gemacht werden, das Ober- und das Achterdeck erneuert, die Heizungs- und die Elektroinstallation fit gemacht werden. Zusätzlich hat sich der Vorstand trotz knapper Mittel entschlossen, die gesamte Lackierung von Grund auf zu erneuern, damit wir das Schiff der Öffentlichkeit zum Jahresende 2021 wieder in einem akzeptablen Zustand präsentieren können.
Ebenso fand im Dezember 2020 die Unterzeichnung des sogenannten Interims-Vertrages mit der Stadt Köln statt, die eine Überlassung des Schiffes an uns bis auf weiteres sicherstellen soll, bevor dann zu gegebener Zeit der endgültige, dauerhafte Betreuungsvertrag zwischen der Stadt und uns unterzeichnet werden soll.
Nach etlichen Vorgesprächen mit den Dienstleistern der KSD-Werft als Generalunternehmerin im Niehler Hafen wurde die MS Stadt Köln durch ein Transportschiff Ende April in den Mülheimer Hafen zur KSD-Werft gebracht, um die nächsten sechs Monate dort auf der Helling restauriert zu werden.
Wegen der Öffnung der Decks und der Reparatur der Fenster wurde das Schiff komplett „eingehaust“, also mit einem planenbespannten Gerüst umgeben. Eine teure, aber sinnvolle Maßnahme, wie sich im regenreichen Sommer herausgestellt hat! Auf diese Weise hat unser schwimmendes Denkmal jedenfalls keinen weiteren Schaden genommen, sondern wurde Schritt für Schritt – unter ständiger Beteiligung des LVR-Amtes für Denkmalpflege (ADR) – restauriert.
Im Mai erfuhren wir dann, dass uns das Landesamt für Denkmalpflege für den höchsten deutschen Denkmalschutz-Preis auf Bundesebene - die Silberne Halbkugel – vorgeschlagen hat! Eine für uns sehr überraschende und angesichts der längst nicht abgeschlossenen Arbeiten ziemlich ungewöhnliche Nominierung, die aber die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen uns und dem ADR widerspiegelt.
Wie bereits während der ersten Sanierungsphase 2019 haben wir auch im letzten Jahr wieder zwei „Tage der Offenen Werft“ durchgeführt, dieses Mal allerdings unter erschwerten Pandemie-Bedingungen, die aber Ende August und Mitte September noch sicher durchführbar waren. Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Mitgliedschaft gaben sich ein interessiertes Stelldichein. Ein für uns besonders schöner Satz fiel dabei von einem leitenden Vertreter der Stadtverwaltung: „Dieser Verein ist das Beste, was dem Schiff und uns passieren konnte!“
In dieser Zeit erfuhren wir das wirklich Unglaubliche: Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz hat unseren Verein aus einer Fülle von Nominierungen durch eine Fachjury auserwählt und uns am 22. Oktober im Berliner Congreß Center mit der SILBERNEN HALBKUGEL ausgezeichnet! Ein toller Moment des Glücks und gleichzeitig Ansporn für die Zukunft!
In der Begründung der Jury heißt es:
„Die Freunde und Förderer erhalten den Preis für ihren erfolgreichen und vor allem leidenschaftlichen Einsatz zur Rettung des vom Verfall bedrohten, denkmalgeschützten Rats- schiffes MS STADT KÖLN, welches 1938 als repräsentatives Empfangs- und Ausflugsschiff der Stadt gebaut worden war. Die Wahrung und Mehrung des Wissens über die Binnenschifffahrts- und Hafengeschichte der Stadt K ln, über die Völkerverständigung durch den Austausch mit internationalen Gästen an Bord und die Teilnahme und Einbindung von Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in Projekte und Veranstaltungen ergänzen die Aktivitäten des Vereins. Zusätzlich konnten durch ihre Initiative wichtige Geldgeber wie die Stadt Köln, der Bund, das Land NRW und Private akquiriert werden. Auch und vor allem die restauratorisch-technischen Aspekte sind beim schwimmenden Denkmal, das immer wieder im Laufe seiner rund 80 Jahre umgebaut wurde, besonders herausfordernd. Mit Beharrlichkeit und Fleiß stellt sich seit fast 10 Jahren der Verein bravourös dieser Aufgabe!“
Vor dieser Ehrung konnten wir die Arbeiten auf der Werft abschließen und das historische Ratsschiff nach über 30 Jahren am 5. Oktober wieder in seinen angestammten Heimat-hafen zurück bringen. Mit einem Empfang auf dem nun zumindest äußerlich wieder ansehnlichen Schiff und einem Fäßchen Kölsch wurde das Ereignis gebührend gefeiert.
Auf Anregung der Landtagsabgeordneten Susana dos Santos-Herrmann (oben mit Sonnenbrille) fand Anfang November ein wichtiges Videogespräch mit ihr, dem Vorstandsvorsitzenden der HGK (Häfen- und Güterverkehr Köln AG), Uwe Wedig, und mir statt. Inhalt war die Frage, wie bekommt das Ratsschiff eine auch für Besucher geeignete Landebrücke. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nichts Konkretes mitgeteilt werden, aber soviel darf gesagt werden: Eine Lösung ist vorstellbar und in Angriff genommen worden.
Mitte November waren wir mit drei Vorstandsmitgliedern bei unseren Kollegen von der Stiftung Hamburg Maritim (SHM – siehe https://stiftung-hamburg-maritim.de ). Diese große Vereinigung kümmert sich seit 20 Jahren in Hamburg erfolgreich um die Restaurierung und Erhaltung historisch bedeutsamer Schiffe und Hafenanlagen. Im letzten Sommer hatten wir zu den Kollegen Kontakt aufgenommen, um von ihnen zu Lernen und einen Erfahrungs-austausch anzustoßen. Bei einem Abendessen mit dem gesamten Vorstand des SHM sprang der Funke zwischen uns schnell über. Am nächsten Tag gab es an Bord der verschiedenen, fahrfähigen Museumsschiffe intensive Gespräche mit den zuständigen Vorstandsmitgliedern. Dabei ist die Stiftung Hamburg Maritim quasi die Holding, der die jeweiligen Betreuungsvereine der Schiffe und Anlagen zugeordnet sind. Auch Rasmus Radach, unser Betreuer beim ADR für technische Denkmale im Raum Köln, war als gebürtiger Hamburger mit dabei und konnte mit seinem Sachverstand die Diskussionen kompetent beleben.
Besonders interessant waren für uns die Gespräche über die Vermarktung der Schiffe und Anlagen, die es den Kollegen möglich macht, unter normalen Bedingungen (nicht Corona) mit Besichtigungen und Sonderveranstaltungen des umfangreichen Besitzes eine „schwarze Null“ zu erwirtschaften.
In der Folge unseres Besuchs kam es kurz vor Sylvester zu einem Gegenbesuch vom Vorstandskollegen Joachim Kaiser bei uns. Er ist in der Szene ein sehr bekannter und angesehener Fachmann für historische Schiffe, der auch die PEKING, einer der letzten Flying P-Liner der früheren Hamburger Laeisz-Reederei, von New York zurück nach Deutschland geholt hat und als Projektleiter deren Restaurierung auf der Peters-Werft in Wewelsfleth überwacht hat.
Er zeigte sich von unserem Engagement beeindruckt und wird sicher unsere Arbeit mit fachlichem Rat weiter begleiten.
Zum Abschied haben wir ihm ein gerahmtes Original-Rumpfteil der MS Stadt Köln aus dem ersten Bauabschnitt als „Dankeschön“ für den tollen Empfang in Hamburg überreicht.
Bereits im Sommer war sein Kollege, Dr. Stefan Behn, zu einem Kurzbesuch auf der KSD-Werft und hat das Kölner Ratsschiff und unsere Restaurierung auf der Durchreise besichtigt. Auch er war sehr angetan von dem technisch herausragenden Denkmal.
Wie geht es nun in diesem Jahr weiter?
Durch die Bundestagswahl und die Regierungsbildung Ende letzten Jahres müssen wir mit Haushaltsmittel des Bundes leider warten. Voraussichtlich werden im Herbst 2022 wieder BKM-Mittel für den Denkmalschutz vergeben. Damit haben wir restaurierungsmäßig in diesem Jahr „Pause“, nutzen die Zeit aber für die gründliche Vorbereitung der 3. Restaurierungsphase, die vermutlich ca. 800.000,- EUR kosten wird. Mittel werden wir beim Bund, beim Land und bei Denkmalschutzorganisationen beantragen.
Ebenso steht das Thema „Anleger“ ganz oben auf der To-Do-Liste. Hier benötigen wir die Unterstützung der Ratsfraktionen, damit der Zugang zum Schiff möglichst noch in diesem Jahr gefahrlos möglich ist.
Apropos Rat: Die FDP-Fraktion hat unseren Verein für das Jahr 2021 mit dem Friedrich-Jacobs-Preis ausgezeichnet. In der Begründung erklärt der Fraktionsgeschäftsführer, Ulrich Breite:
„Der Förderverein kümmert sich um den Erhalt und die Sanierung des einzigartigen Denkmals der M/S Stadt Köln. Dem leidenschaftlichen Engagement der Freunde und Förderer des ehemaligen Ratsschiffes ist es zu verdanken, dass das Schicksal des Schiffes an die Öffentlichkeit drang und die Politik den dringenden Handlungsbedarf erkannte. Ohne den Verein wäre dieses geschichtliche Juwel längst untergegangen. Wir als FDP-Fraktion haben dementsprechend gern im Haushaltsbündnis die Mehrausgaben für dieses Projekt unterstützt und sind froh darüber, mit dem Förderverein der M/S Stadt Köln einen Ansprechpartner zu haben, der sich für dieses Kölner Kulturgut so besonders einsetzt. Mit der Verleihung des Preises wollen wir die besonders harte Arbeit würdigen und uns einfach bedanken.“
Die Verleihung an uns mußte coronabedingt auf das kommende Frühjahr verschoben werden. Ein Preisgeld ist damit leider nicht verbunden.
„Verschiebung“ ist leider auch das Thema unserer anstehenden Mitgliederversammlung (MV). Bis vor einigen Wochen hatten wir geplant, die MV am 25. Januar 2022 , also am 10. Gründungstag unseres Vereins, im Kölner Yacht Club stattfinden zu lassen. Nach Abwicklung der üblichen Regularien wollten wir im angegliederten clubeigenen Restaurant FÄHRHAUS mit Mitgliedern, Förderern und Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung fröhlich feiern!
Dies erscheint uns angesichts der momentanen Pandemie-Situation aber nicht wirklich sinnvoll. Wir beobachten vom Vorstand die Entwicklung und werden rechtzeitig hierzu einladen, um alles nachzuholen.
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen
im Namen des gesamten Vorstands
Udo Giesen
Vorsitzender